Tagesspiegel-Aktion "Saubere Sache" : Ein Tag für unsere Stadt
05.08.2012 13:54 UhrRoland Knuth ist es gewohnt, abzutauchen. Aber nicht vor Problemen. Denen geht er vielmehr regelmäßig auf den Grund: Seit Jahren befreit der Tauchlehrer mit seinen Mitstreitern den Boden des Tegeler Sees von Unrat.
Michael Müller ist eine Bank. Auf ihn kann man setzen, wenn es um die Verschönerung des gemütlichen Leon-Jessel-Platzes in Wilmersdorf geht. Dafür sorgt er gemeinsam mit den Mitgliedern der Initiative „Miteinander im Kiez“: Vor kurzem haben sie die sechs bunten Bänke auf dem Platz gestrichen – schon zum vierten Mal.
Rudolf Hampel findet den Nollendorfplatz eigentlich scheußlich. Abgefunden hat der Schöneberger sich damit aber nicht.
Stattdessen hat er schon vor Jahren eine kleine Oase am Rand des schmuddeligen Platzes geschaffen, mit Stockrosen und Sommerflieder. Inzwischen ist ein buntes Blumenbeet dazugekommen – und auch einige Anwohner haben sich vom guten Beispiel anstecken lassen.
Ja, es gibt sie – die Initiativen, die teilweise seit Jahren aktiv dafür sorgen, dass Berlin lebenswerter wird und liebenswert bleibt. Sie sind die unbekannten Helden der Stadt, die nicht nur meckern, dass ihre Stadt nicht so gut gepflegt ist, wie sie es sich wünschen; die nicht wegschauen, wenn Nazi-Schmierereien an Wänden das friedliche Zusammenleben in dieser Stadt bedrohen und verunglimpfen; die eingreifen, wenn Spielplätze aufgehübscht und Parks gereinigt werden müssen. Die nicht fordern, dass die Stadt mal was tun müsste, sondern fragen, was sie tun können für dieses Berlin. Die Patenschaften übernommen haben für Orte, die ihnen wichtig sind. Für ihr Wohnumfeld, für ihr eigenes Wohlbefinden. Zu selten nimmt die Öffentlichkeit ihre Arbeit wahr.
Der Tagesspiegel will das ändern. Wir werden in den kommenden Wochen diese Gruppen und Initiativen würdigen. In vielen Kiezen ist zu spüren, dass gutes Beispiel anstecken kann. Es hat sich die Einstellung entwickelt, dass wir alle – alteingesessene Berliner wie Zugezogene – verantwortlich sind dafür, wie es in den Bezirken auf den Straßen und Plätzen aussieht. Was ist den Berlinern der öffentliche Raum wert?, ist die Frage, die deshalb in den kommenden Wochen im Mittelpunkt unser Serie stehen wird. Denn ob die Stadt sauber und gepflegt ist, hängt auch von uns Berlinern ab: Wie viel können wir dazu beitragen, dass der öffentliche Raum so gepflegt ist, dass sich die Berliner und ihre Gäste dort wohlfühlen?
Mit unserer Aktion „Saubere Sache – ein Tag für meine Stadt“ will der Tagesspiegel bis zum 15. September aber noch mehr erreichen. Wir wollen Menschen ermuntern und ermutigen, selbst mitzumachen, Plätze unter ihre Obhut zu nehmen, Missstände zu beseitigen und im besten Sinne Kümmerer für ihre Stadt zu sein. Nicht, weil die staatlichen Stellen versagen, sondern weil Menschen sich engagieren wollen bei der Rückeroberung des öffentlichen Raums – von Pankow bis Neukölln.
Wir rufen unsere Leserinnen und Leser auf, am Sonnabend, dem 15. September, am stadtweiten Aktionstag an möglichst vielen Orten gemeinsam anzupacken. Zu tun ist vieles. Denn nicht nur Berlinbesucher stören sich an ungepflegten Schmuddelecken, verwahrlosten Parkbänken und herrenlosen Schrotträdern. Den Ideen sind keine Grenzen gesetzt: Baumscheiben am Straßenrand bepflanzen, Schulhöfe verschönern, Graffiti beseitigen oder Grünflächen vom Dreck befreien. Wir wollen zeigen, dass die Erfahrung eines gemeinsamen Handelns die Stadt positiv und nachhaltig verändern kann.
Der Tagesspiegel möchte den Anstoß geben – damit der Aktionstag aber ein Erfolg wird, kommt es auf unsere Leserinnen und Leser an. Im Tagesspiegel und auf unserer Onlineseite werden wir Sie auf dem aktuellen Stand halten, welche Gruppen sich am Aktionstag beteiligen werden und welche Initiativen sich zusammengefunden haben. Auf unserer Aktionskarte bekommen Sie einen Überblick über die Projekte in ihrem Bezirk. Sie können auf unserer Onlineseite auch selbst neue Projekte eintragen und darüber Mitstreiter aufrufen, sich zu melden.
Unsere Leserinnen und Leser werden nicht alleingelassen. Die Berliner Stadtreinigung, die nicht für Grünanlagen und Parks zuständig ist, unterstützt den Aktionstag „Saubere Sache – ein Tag für meine Stadt“: Die BSR bringt Erfahrungen aus ihrer eigenen Aktion „Kehrenbürger“ ein und wird die teilnehmenden Gruppen logistisch unterstützen: Alle Initiativen, die Reinigungseinsätze planen, werden von der BSR mit „Kehrpaketen“ versorgt – mit Besen, Handschuhen und Müllzangen. „Wir freuen uns über die vielen Menschen und Initiativen, die sich für ihren Kiez für Plätze und Grünflächen einsetzen“, sagt Vera Gäde-Butzlaff, BSR-Vorstandsvorsitzende. „Die BSR ist an jedem Tag auf Berlins Straßen unterwegs, engagiert sich aber über unsere Kernaufgabe hinaus für unsere Stadt: Mit der Dreckecken-Hotline nach unserem Frühjahrsputz, mit unserer Kehrenbürgeraktion, mit der Beteiligung an vielen Aktionen in der Stadt.“ Die Berliner Bank unterstützt den Aktionstag ebenfalls – unter anderem mit eigenen Projekten. Auch mit der bürgerschaftlichen Initiative „wirBERLIN“, die ebenfalls für diesen Aktionstag mobilisiert, arbeitet der Tagesspiegel eng zusammen.
Der Taucher Roland Knuth, der Wilmersdorfer Michael Müller und auch Rudolf Hampel vom Nollendorfplatz haben sich übrigens schon entschieden: Sie und ihre Mitstreiter werden am 15. September natürlich dabei sein.
Ein Tag für meine Stadt: Am 15. September ist Aktionstag
Auf dieser Seite können Sie ihr Projekt eintragen und dafür Mitstreiter suchen. Mehr dazu an dieser Stelle ab Montagnachmittag.